Yoga in der Schwangerschaft – Mehr als Atmen und Omen

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16. Juli 2024

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Yoga in der Schwangerschaft – Mehr als Atmen und Omen

„Wahnsinn, diese Atmosphäre ist ja unvergleichlich!“ Steffi machte große Augen, als sie das Studio betrat. Die schwangeren Yoginis säuberten gerade ihre Matten, und die ersten Gespräche über Hausgeburten, nachhaltige Baby-Bodys und andere Themen waren im vollen Gange. Währenddessen besprach ich mit meiner Kollegin die vergangene Yoga-Stunde.

Steffi, eine erfahrene Yogalehrerin, hospitierte in meinem Schwangeren-Yoga-Kurs, um ihre ersten Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung war dieser Yogaunterricht für sie etwas völlig Neues.

Was unterscheidet Schwangerschaftsyoga von regulärem Yoga?

Technisch gesehen unterscheidet sich Schwangerschaftsyoga nicht stark von regulärem Hatha-Yoga. Doch aus meiner Erfahrung als Mutter von zwei Kindern weiß ich, dass schwangere Frauen keineswegs in Watte gepackt werden müssen. Und gleichzeitig das gefühl brauchen, vollkommen sicher und gesehen zu sein. In meinen Kursen für Vinyasa Yoga und Yoga für Mamas in Bonn geht es darum, werdende Mütter sowohl herauszufordern als auch zu unterstützen – ein Balanceakt, der die Einzigartigkeit von Schwangerschaftsyoga ausmacht.

Ein persönliches Erlebnis verdeutlicht diese Philosophie: Als ich mit meinem zweiten Sohn schwanger war, besuchte ich einen Fitnesskurs für Schwangere. Dort wurde das Schwangerschaftsyoga belächelt. „Da wird doch nur herumgeatmet und gechantet“, meinte eine Teilnehmerin, und alle nickten zustimmend. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich selbst keinen Yoga-Kurs für Schwangere besucht und hielt mich aus der Diskussion heraus.

Wenige Monate später, im Jahr 2018, beschloss ich, eine Fortbildung im Bereich prä- und postnatales Yoga zu absolvieren. Mein Ziel war klar: Ich wollte mit den Vorurteilen aufräumen und zeigen, dass Schwangerschaftsyoga viel mehr ist als nur „Atmen und Omen“. Schwangerschaftsyoga kann dynamisch, herausfordernd und tiefgehend sein – eine Praxis, die werdende Mütter als „vollwertige“ Praktizierende erkennt und ihnen zutraut, ihren eigenen, kraftvollen Weg zu gehen.

Jetzt, im Jahr 2024, blicke ich stolz zurück auf diese Entscheidung. Mittlerweile habe ich nicht nur mein Wissen vertieft, sondern es auch ganz offiziell an andere Yoga-Lehrerinnen weitergegeben. Es erfüllt mich mit Freude, dass ich eine neue Generation von Lehrerinnen inspirieren konnte, die ihren schwangeren Yoga-Schülerinnen denselben dynamischen und respektvollen Stil zutrauen. So wird Schwangerschaftsyoga zu einer kraftvollen und bereichernden Erfahrung, die über das bloße „Atmen und Omen“ hinausgeht und die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jeder werdenden Mutter wertschätzt.

Was macht Schwangerschaftsyoga besonders?

In unseren Kursen bei Flowing Moms praktizieren werdende Mamas aktiv und fordernd, dabei aber auch liebevoll und achtsam. Am Ende der Stunde sehe ich oft diese verträumten Lächeln – ein Zeichen dafür, dass sie die vergangenen 90 Minuten wirklich genossen haben. Und wenn sie zwei Tage später noch Muskelkater haben und an mich denken müssen, dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.

Das Miteinander:

Vielleicht hast du schon einmal an einem Yoga-Kurs in Bonn teilgenommen, deine Matte ausgerollt, die Anweisungen des Lehrers befolgt und bist danach nach Hause gegangen. Auch wenn du nicht allein im Raum warst, hast du die Stunde in einer stillen Gemeinschaft verbracht, die unbewusst ihre Stimmung und Energie geteilt hat.

In meinen Schwangeren-Kursen ist das Gemeinschaftsgefühl besonders stark ausgeprägt. Zu Beginn jeder Stunde hat jede Teilnehmerin die Möglichkeit, sich vorzustellen: wie sie heißt, in welcher Schwangerschaftswoche sie ist, wie es ihr geht und was sie sich für die Stunde wünscht. Anfangs sind viele Frauen noch zurückhaltend, aber nach der zweiten oder dritten Stunde genießen sie es, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Oft ist es ihre einzige Möglichkeit, einfach mal von Herzen „schwanger zu sein“.

Dieses Ritual, das etwa 10-15 Minuten dauert, lässt die Gruppen stark zusammenwachsen. Die Yoga-Stunden werden zu gemeinsamen Erlebnissen, in die jede Teilnehmerin als Individuum hineingibt und im Gegenzug von der Gruppe getragen wird. Es ist wunderschön zu sehen, wie Freundschaften entstehen und sich die Gemeinschaft auch in den „Yoga mit Baby“-Kursen fortsetzt.

Was Schwangerschaftsyoga für mich bedeutet

Für mich persönlich ist es unglaublich bereichernd, diese Atmosphäre zu erleben – eine Atmosphäre von Neugierde, Vorfreude und Liebe, die für Steffi so ungewohnt und greifbar war. Diese Gemeinschaft prägt den Kurs und macht ihn zu etwas ganz Besonderem.

Ich möchte mich bei all meinen schwangeren Schülerinnen für ihr Vertrauen und ihre Offenheit bedanken! Und für alle Neugierigen: Niemand muss zwingend etwas von sich erzählen. Die Gruppendynamik entsteht auch, wenn sich einige Teilnehmerinnen eher zurücknehmen. Am Ende des Tages steht jede Yogastunde – ob für Schwangere, junge Mütter oder andere Teilnehmer – unter dem Motto: „ZEIT FÜR MICH!“.

Mein Dank an Euch

Ich bin heute unglaublich dankbar, dass ich diesen Weg gewählt habe. Meine zweite Yogalehrerausbildung im Bereich Schwangerschaftsyoga war ein Schritt, der mich oft außerhalb meiner Komfortzone gebracht hat. Doch genau dort bin ich am meisten gewachsen. Jetzt, mit meinem neuen Wissen und meiner tiefen Ruhe als Yoga-Lehrerin, kann ich meinen Teilnehmerinnen in Bonn eine noch intensivere und bereichernde Erfahrung bieten – sei es in Vinyasa Yoga, Yoga für Mamas, Schwangerschaftsyoga oder Rückbildungsyoga.

Das neu gewonnene Selbstverständnis gibt mir nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Freude, jede Yoga-Stunde mit Liebe und Hingabe zu gestalten. Und das ist für mich das wertvollste Geschenk.

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